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Bezeichnung: Orthorexie, Orthorexia nervosa
Orthorexie Symptome
Kann man sich „zu gesund“ ernähren? Ja, man kann.
Zwar ist „Orthorexie“ keine Diagnose, die in den internationalen Klassifikationssystemen ICD 10 oder DSM-5 aufgenommen wurde. Offensichtlich ist aber, dass manche Menschen sich so sehr mit gesunder Ernährung auseinandersetzen, dass es nicht mehr gut für sie und ihr Leben ist. Allerdings ist sich die Fachwelt nicht einig, ob es sich um ein eigenständiges Krankheitsbild handelt.
Die krankhafte Beschäftigung mit gesunder Ernährung
Die Betroffenen beschäftigen sich im Extremfall mehrer Stunden täglich damit, wie sie für alle Nährstoffe, die ihr Körper braucht sorgen können und wie sie gesunde und schadstofffreie Lebensmittel finden.
Gesund essen als Sucht
Was ein normales Interesse an Gesundheit und Ernährung sein könnte, hat in Wahrheit mit Zwängen und Ängsten zu tun. Das Gesundheitsbewusstsein ist krankhaft, die Angst vor „Ungesundem“ ist quälend.
Die Lebensmittel werden von den Betroffenen in gute/schlechte bzw. erlaubte/nicht erlaubte Lebensmittel eingeteilt. Zum Beispiel versuchen sie – je nachdem welcher Ernährungstheorie sie folgen – um jeden Preis fettreiches (Low Fat), zuckerhaltiges Essen oder Kohlenhydate (Low Carb, Paleo) oder Konservierungsstoffe, Lebensmittelzusatzstoffe oder tierische Nahrungsmittel (Veganismus) zu vermeiden.
Während Menschen mit Bulimie oder Magersucht Angst vor den Kalorien haben und sich stark mit der Quantität der Nahrung beschäftigen, beschäftigt sich die von Orthorexie Betroffene übermässig mit der Qualität der Lebensmittel.
Ein zwanghaftes Muster
Kann sie sich nicht an ihre selbstauferlegten Regeln halten, wird sichtbar, dass dieses Interesse an der Ernährung zwanghaft ist: es beunruhigt sie sehr, dass sie ihrer Vorstellung von gesunder Ernährung nicht folgen kann. Sie leidet an Schuldgefühlen, die innere Spannung steigt bis ins Unerträgliche und sie ist so besorgt, dass sie an nichts anderes mehr denken kann.
Epidemiologie
Nach Bratman beträgt die Prävalenz in der Gesamtbevölkerung ein bis zwei Prozent.
Orthorexie Folgen
Wie es bei Angstmustern häufig vorkommt, breitet sich die Angst vor Ungesundem im Betroffenen immer weiter aus. Damit schränkt sich die Auswahl der Nahrungsmittel für Orthorektiver immer stärker ein. Die Folge sind
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- gesundheitliche Probleme durch Nährstoffmangel
- Unterernährung durch eine einseitige Nahrungsmittelwahl
Die zwanghafte Beschäftigung mit dem Thema Ernährung raubt den Betroffenen viel Zeit, die ihnen im Alltag fehlt. Ihr Wunsch, nur qualitativ hochwertige Lebensmittel zu essen verleitet sie dazu sich finanziell zu übernehmen.
Zudem führt sie ihr Problem in die soziale Isolation. Einsam macht sie nicht nur der Mangel an Zeit für Treffen mit Freunden, sondern auch der Versuch jeder sozialen Situation, die mit „ungesundem“ Essen verbunden ist auszuweichen und der Drang andere bezüglich gesunder Ernährung zu missionieren und anderen Ansichten gegenüber intolerant zu sein.
Orthorexie erkennen
Natürlich ist nicht jedes Interesse an gesunder Ernährung krankhaft. Selbst wenn jemand viel Zeit in eine gesunde Ernährung steckt, selbst Gemüse anbaut, um zu gesunden Lebensmitteln zu kommen oder sorgfältig seine Ernährung plant, um vor Krankheiten geschützt zu sein, ist dies kein Zeichen für ein krankhaftes Verhaltensmuster.
Wesentlich ist, dass diese ausgeprägte Fixierung auf Gesundes und das strenge Vermeiden von vermeintlich Ungesundem negative Folgen für die Betroffenen hat – ob sie selbst das merken oder nicht. Folgen können zum Beispiel sein:
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- hoher Leidensdruck, wenn der/die von Orthorexie Betroffene nicht den selbst auferlegten Regeln folgen kann
- Vernachlässigung von alltägliche Pflichten und andere selbstschädigendem Verhalten,
- Vernachlässigung von soziale Kontakten
- psychischen und physische Beeinträchtigung
Die Beobachtung, dass die Fixierung auf eine gesunde Ernährung bei einigen Menschen solche Konsequenzem mit sich bringen, sind der Anlass, dass das Krankheitsbild „Orthorexie“ in der Fachwelt diskutiert wird (Vorschlag zu den diagnostischen Kriterien von Bratman siehe Wikipedia).
Orthorexie am Ende einer anderen Essstörung
Verhaltensweise, die typisch sind für Othorektiker, können für Bulimikerinnen oder Magersüchtigen hilfreich sein, die auf dem Weg sind ihre Essstörung zu bewältigen.
Die intensive Auseinandersetzung mit gesunder Ernährung, kann die Ängste vor der Gewichtszunahme etwas dämpfen und ihnen die nötige Sicherheit geben, damit damit sie sich trauen auf anderen Gegenmassnahmen, wie Erbrechen, Diäthalten oder exzessives Sporttreiben zu verzichten. Das orthorektisches Verhalten kann also als Bewältigungs-Strategie oder eine Art „Ausstiegsdroge“ gesehen werden.

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Die gesündeste Krankheit. auf: taz.de
Hallo liebe Leserin
dank der Anti-Diät-Bewegung konnte ich schon früh den Kampf mit meinem Gewicht und Essattacken beenden.
Was ich gelernt habe, teilte ich viele Jahre mit meinen Klientinnen. Es zeigte sich, dass auch für sie das Gelernte zu einer tiefgreifenden Verbesserung führt.
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