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Viele Experten geben den falschen Rat
Wer mit einer Essstörung oder gegen sein Körpergewicht kämpft, tut dies oft jahrelang. Ohne zu begreifen, dass das wahre Problem nicht beim Essen liegt. Das Essen ist nur ein Hilfsmittel, um ein ganz anderes Problem zu bewältigen.
Wer das nicht erkennt, greift zu falschen Massnahmen. Deshalb sind die Versuche Betroffener die Fresssucht selbst bekämpfen oft wirkungslos.
Doch auch medizinisch und psychologisch geschulte Fachleute geben nicht immer den richtigen Rat, wenn es um die Behandlung einer Essproblematik geht.
1. Die Behandlung zielt nur auf eine Ernährungsumstellung
Eine Ernährungsberatung oder Programme wie Weight watcher sind oft die erste Anlaufsstelle für Betroffene. Das macht allerdings wenig Sinn. Denn kaum jemand kennt sich so gut mit gesunder Ernährung aus, wie Menschen, die an einer Essstörung oder Essucht leiden.
Dieses Ernährungswissen konnte die Esssucht nicht verhindern. Die Betroffenen wissen, wie sie sich verhalten sollten, aber sie können es nicht. Sie leiden nicht an fehlendem Wissen. Sie leiden daran, dass sie ihr Essverhalten nicht (mehr) steuern können.
Die Gründe dafür sind emotionaler Natur: wir, die Betroffenen brauchen ihre Essmuster genau so, wie ein Alkoholiker seinen Drink.
Das übersehen insbesondere die Berater und Organisationen, die Diät- und Sportprogramme anbieten und sich mit den psychologischen Hintergründen nur wenig auseinandergesetzt haben.
Dir muss klar sein: eine Ernährungsumstellung hilft nur bei den Menschen die an Übergewicht leiden, weil sie keine Ahnung von gesunder Ernährung haben Bei Menschen, die ihr Essverhalten nicht mehr steuern können, mögen durch ein Diät- oder Sportprogramm kurzfristige Erfolge eintreten, aber das wahre Problem löst sich damit nicht. Bald taucht es wieder auf.
Mehr zum körperlichen Ursachen von Übergewicht
Das wahre Leiden begreifen
So wenig wie man einem positiv gestimmten Menschen Antidepressiva verkaufen kann, so wenig greift ein innerlich satter, ausgeglichener und zufriedener Mensch zum Essen, wenn er keinen Hunger hat.
Er schwelgt nicht in Fantasiegedanken („Wenn ich dann mal schlank bin…“ oder „Was ich morgen essen darf/muss…“) mit denen er sich aus dem Alltag und aus seinem Körper wegträumt; seine Gedanken drehen sich nicht darum, wie er Kalorien oder das Essen insgesamt vermeiden kann.
Nur wer emotional leidet, muss sich durch solche Massnahmen in bessere Stimmung bringen (siehe auch Artikel „Ich bin esssüchtig“ und Artikel Ursachen der Esssucht).
Die Esssucht-Behandlung darf nicht nur aus einer Ernährungsberatung bestehen, denn dies greift zu kurz! Die Behandlung muss sich auch mit dem Beschäftigen, was die Sucht am Leben hält: die unerträglichen Gefühle, wie inneren Schmerz, Überforderung und Sinn- oder Ziellosigkeit.
Eine gesunde Ernährungsweise und das Erlernen eines natürlichen Umgangs mit dem Essen sind wichtig. Aber sie sind nur ein Teil der Lösung. Eine wirkungsvolle Esssucht Therapie muss dir gleichzeitig zu innerem Wohlbefinden verhelfen und dafür sorgen, dass du innerlich satt wirst.
2. Die Esssucht wird nur mit Psychotherapie behandelt
Eine Psychotherapie kann helfen
- die emotionalen Ursachen für das übermässige Essen und das Leben in Fantasien zu beseitigen, emotionale Belastungen zu reduzieren und einen besserer inneren Zustand zu erreichen.
- herauszufinden, wo dein Leben hinter dem herhinkt, was du wirklich bist, willst und brauchst. Das kann die Leere und Überforderung in Deinem Leben beenden und schöne Herausforderungen in Dein Leben bringen.
- den „Suchtdruck“, das Verlangen nach Essen, das Leben in Fantasien zu reduzieren und besser zu leben.
Emotionaler Missbrauch als eine der wichtigsten Ursachen für inneren Hunger
Viele Betroffene haben als Kinder nur funktionieren oder überleben gelernt. Sie erfüllen Ansprüche ihres Umfeldes, ohne je darüber nachzudenken, was sie selbst wollen. Kein Wunder, brauchen sie das Essen, um sich emotional über Wasser zu halten. Das ist der Grund, warum Psychotherapie echte Esssucht-Hilfe ist.
Wer allerdings sagt, dass das psychotherapeutische Arbeiten genüge, um eine Essstörung zu überwinden, beweist nur eins: Unwissenheit. Egal, ob er medizinisch oder therapeutisch ausgebildet ist.
Was Psychotherapie nicht schafft
Durch eine Psychotherapie
- lernst du nicht, wann dein Körper, wieviel, wovon braucht und wie du mit diesen Bedürfnissen so umgehen kannst, dass es in allen Lebenssituationen einfach ist dich zu ernähren. Damit das gelingt, brauchst Du einen guten Kontakt zu Deinem Körper und seinen Signalen. Den erlernst Du möglicherweise in einer Körpertherapie, aber eher nicht in einer Verhaltens- oder Gesprächstherapie.
- findest du keinen Sinn im eigenen Leben. Jedenfalls nicht in einer kognitiven Verhaltenstherapie (die tatsächlich aber sehr hilfreich ist bei Essstörungen, siehe Artikel). Deshalb bleibt ein Teil in Dir emotional leer und innerlich hungrig. Um das zu ändern brauchst du die Verbindung zu deinen tiefsten Werten, zu Menschen und zu allem was uns umgibt.
3. Orientierung an äusseren Regeln statt an den inneren Zuständen und am Körper
Betroffene versuchen sich an (Diät-)Regeln zu orientieren, um die Steuerung über ihr Essverhalten zurückzugewinnen. Doch es fehlt nicht an äusseren Regeln – im Gegenteil – oft machen Esssüchtige sich viel zu viele davon.
Um wieder HerrIn der Lage zu werden, müssen Betroffene wahrnehmen lernen, was im Inneren los ist. Die erste Frage ist nicht: „wie kann ich mich besser kontrollieren?“ sondern „Welche Emotionen steuern mich?“ (siehe aus Selbsthilfe mit dem WorkBook).
Egal, ob man Hunger hat, durstig, aufgebracht, traurig oder wütend ist, man muss es unterscheiden lernen und darauf adäquat reagieren können:
- Hunger (echter körperlicher Hunger!) wird mit Essen beantwortet
- Wut und Trauer brauchen eine eigene Antwort: zuerst einmal Selbstempathie um wahrnehmen zu können, woher diese Gefühle kommen. Oft auch das offene, verständnisvolle Ohr eines anderen. Sie müssen also wahrgenommen werden – dann braucht man sie nicht mehr „herunterzuschlucken“. Im zweiten Schritt braucht es oft eine Reaktion auf die Gefühle:
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- Wer zum Beispiel oft abends isst, weil er sich alleine fühlt, muss Wege aus der Einsamkeit finden oder mit ihr so leben lernen, dass es ihm auch wenn er sich einsam fühlt, das Essen nicht als Füllmittel braucht.
- Wer oft wütend nach Hause kommt, muss prüfen, woher diese heftige Reaktion kommt und allenfalls lernen anderen Grenzen zu setzen.
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Eine gute Essucht-Therapie wird dabei helfen…
- den Kontakt zum eigenen Inneren (Gefühlsleben und inneres Selbstgespräch) herzustellen. Dieser ist bei Menschen mit Esssucht oft schon während der Kindheit durch emotionalen und sexuellen Missbrauch gekappt worden.
- die Kontakt zum eigenen Körper wiederherzustellen, so dass Betroffene ihre Körpersignal neu kennenlernen können und lernen, wie zuverlässig sie ihnen sagen können, ob es Zeit ist zu essen und was und wieviel sie essen sollen. Besser als jedes Diätprogramm kann man das aus den Signalen des Körpers ablesen lernen.
Unser Körper ist so präzise, dass er genau weiss, was uns körperlich und emotional beim Essen gut tut. Hört man auf ihn, entdeckt man eine ganz eigene persönliche Essstruktur. Folgt man ihr, wird das Essen wieder eine Wohltat, die gleichzeitig so zufrieden macht, dass man eine ganze Weile kein Essen mehr braucht uns sich mit anderem beschäftigt.
4. Das Umfeld bleibt unberücksichtigt
Wer sich gut wahrnehmen und emotional und körperlich gut für sich sorgen lernt, ist zweifellos auf dem besten Weg zur Besserung. Doch häufig verhindert das Umfeld weitere Fortschritte.
- Eine von Missbrauch (egal welcher Art) geprägte, dysfunktionale Familienstruktur macht es Betroffenen oft schwer aus alten Gefühlen und Verhaltensmustern herauszufinden, zu sich selbst zu stehen und ganz eigene Wege zu finden.
- Oft halten Esssüchtige auch Beziehungen zu Menschen aufrecht, die sie belasten statt sie zu nähren. Vermeintliche Freunde und Familienmitglieder sind in Wahrheit oft recht destruktiv, ohne dass Betroffene sich darüber klar sind – für sie ist es normal von anderen schlecht behandelt oder vernachlässigt zu werden.
Sichtbar wird das bei den Betroffenen, die sich äusserlich von ihrer Familie abgelöst haben und ihr eigenes Leben zu leben beginnen: Gehen sie aus einem bestimmten Anlass in ihre Familie oder in ihren alten Freundeskreis zurück, leiden sie plötzlich unter erneuten Essattacken.
Das zeigt, dass es zweifache Arbeit gibt: die eigene Vergangenheit muss vertieft verarbeitet und ein Umfeld gesucht werden in dem man echt Freundschaft und Unterstützung erleben kann.
Innerlich satt leben
Hat man wieder einen guten Kontakt zu sich selbst, zu seinem Körper und erlebt liebevolle Beziehungen ist die Grundlage gelegt für ein Leben das emotional satt macht.
Im WorkBook „Ich und mein Essverhalten“ und dem dazugehörigen Online-Kurs „Seelenfutter“ unterstützt ich dich dabei emotional satt leben zu lernen.
Du kannst diese beiden Arbeitsmittel in Ergänzung zu einer Psychotherapie oder Ernährungsberatung nutzen oder einfach damit beginnen alles notwendige zu lernen um emotional satt zu werden.
Hallo liebe Leserin
dank der Anti-Diät-Bewegung konnte ich schon früh den Kampf mit meinem Gewicht und Essattacken beenden.
Was ich gelernt habe, teilte ich viele Jahre mit meinen Klientinnen. Es zeigte sich, dass auch für sie das Gelernte zu einer tiefgreifenden Verbesserung führt.
Nimm von diesem Blog mit, was dir hilft und wenn du Fragen hast, melde dich per Mail bei mir.