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Die richtige Richtung zur Bewältigung einer Essstörung einschlagen
Betroffene versuchen Essattacken durch Disziplin „in den Griff“ zu bekommen und versuchen mit weniger essen, Diäten und Ernährungsprogramen ihre Fresssucht zu bekämpfen .
Tatsächlich ist Disziplin nicht die Lösung. Im Gegenteil, sie ist sogar eine der Ursachen für Essstörungen, Essanfälle und Binge eating.
Erkenne: Das Diät-Halten ist der Auslöser
Studien belegen, dass Essanfälle aufzutreten beginnen, wenn eine Frau immer und immer wieder Diäten gemacht hat. Statistisch gesehen nach 19,2 Monaten Diäthalten beginnt es für Betroffene immer schwieriger zu werden ihr Essverhalten zu kontrollieren. Die ersten Essattacken mit Kontrollverlust treten auf. Das zeigt: sie haben sich durch ihre Disziplinversuche emotional und physisch so sehr strapaziert, dass sie in einen akuten Mangelzustand geraten sind. Nun holen sich Körper und Seele im Essanfall, das was sie brauchen: Nährstoffe und „Futter für die Seele“ – also emotionale Nahrung.
Normal essen lernen – körperorientiert essen
Logischerweise kann Disziplin nicht die Lösung des Problems sein. Ja vielmehr verstärkt eine weitere Hungerkur das Problem. Um wieder zu einem normalen Essverhalten zurückzufinden, also unbeschwert, ohne Angst vor einer Gewichstzunahme, ist es notwendig
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- ein strukturiertes Essverhalten einzuüben. Wichtig ist, dass du das Gefühl wieder gewinnst dein Essverhalten und dein Gewicht kontrollieren zu können, ohne restriktive Essgewohnheiten zu entwickeln. Also so wieder normal essen zu lernen.
Ideal dafür ist die körperorientierte Ernährung, die es Betroffenen ermöglicht ihr Hungergefühl wahrzunehmen und zu lernen, nicht mehr ohne Hunger zu essen (mehr dazu in meinem WorkBook)
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- Verhaltensweisen zu entwickeln, die emotional satt macht, so dass es leicht ist auf das emotionale Essen zu verzichten.
- die aktuellen Gründe dafür zu finden, was zu Essattacken, Esssucht und Binge Eating Verhalten führt
- zu klären, was ursprünglich zum Diäthalten führte (zum Beispiel Hänseleien, Emotionaler Missbrauch und Selbstablehnung)
- zu klären, welche Gefühle das Hungern und das Hineinschlingen von Nahrung überdeckt und beruhigen soll
Kann man Essattacken und Fresssucht selbst bekämpfen? – Hilfsmittel
Betroffene können, bei leichteren Formen von Essstörungen, selbst lernen ihr Essverhalten neu zu regulieren. Hilfsmittel dafür können sein
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- Literatur aus der Anti-Diät-Bewegung, wie zum Beispiel „Essen als Ersatz“ von Geneen Roth. Halt Abstand von jeder Form von Diät-Buch, das zu Verzicht und Hunger anleitet. Das ist Gift, denn es zerstört deine Essstruktur gänzlich.
- Trainings- und Reflexionsaufgaben zum eigenen Essverhalten. Solch Aufgaben findest du zum Beispiel in meinem WorkBook „Ich und mein Essverhalten und im dazugehörigen Kurs „Seelenfutter“.
- Unterstützung in Form von Coaching durch eine Fachperson.
Doch Vorsicht, wenn selbst kleine Fortschritte ausbleiben, solltest du dir professionelle Hilfe holen. Prüfe sorgfältig, ob eine Psychotherapie oder ein Aufenthalt in einer auf Essstörungen spezialisierte Klinik zwingend sind (siehe Artikel „wann wird ein Klinikaufenthalt notwendig?“). Manch ein Hausarzt weiss, was diese beiden Möglichkeiten bringen können und was zu tun ist, um zu einer Therapie zu kommen. Ansonsten gibt es in jeder grösseren Stadt, bei spezialisierte Beratungsstellen, gute Informationen.
Austherapiert? Die Anti-Diät-Programme können helfen
Eine nicht unerhebliche Anzahl von Frauen macht trotz Psychotherapie keine wesentlichen Fortschritte bei der Bekämpfung ihrer Probleme. In diesem Fall ist es sinnvoll…
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- von Mediziner und Heilpraktiker (noch einmal) mögliche physische Probleme abzuklären, also körperliche Ursachen für Essanfälle, Gewichtszunahme und Heisshungerattacken zu prüfen. Gemäss Bedarfsorientierter Ernährung ist es zum Beispiel möglich, dass ein Manganmangel zu süchtigem Essen von Schokolade führt.
- durch Anti-Diät-Bücher oder das 12-Schritte-Programm (siehe unten) genauer die Ursachen für das Verhalten zu ergründen und
- die genaueren Ursachen in der persönlichen Geschichte zu suchen. Viele Bulmikerinnen haben in ihrer Kindheit jahrelang emotionalen Missbrauch oder emotionale Misshandlung erlebt. Das daraus resultierende Gefühlsdurcheinander, Gefühle von Wertlosigkeit, Schuld und Verpflichtung, sowie Muster von Selbstablehnung und Selbstüberforderung sind oft Auslöser für die Konzentration auf das eigene Körpergerwicht, das Aussehen und das Essen.
Essucht bekämpfen mit den Selbsthilfeprogrammen „12 Schritte“
Aus den Kursen verschiedener Anbieter sticht ein Programm besonders heraus: das der Overeater anonymus. Mit ihrem (kostenlosen) Selbsthilfeprogramm der 12 Schritte und der jahrzehntelangen Erfahrung sind diese Gruppen für viele Betroffene eine echte Unterstützung.
Genau wie die Gruppen der anonymen Alkoholiker hat dieses Angebot gute Erfolge. Es kann dabei helfen wieder gesunde und stabile Essgewohnheiten zu entwickeln.
Esssucht bekämpfen – Tipps
- Lass dich ermutigen. Verbinde dich mich mit Menschen, die erfolgreich ihre Esssucht bekämpft haben. Lies ihre Bücher odergehe dazu Vorträgen oder in 12 Schritte-Gruppe. Lass dir von niemandem erzählen Essstörungen seien unheilbar.
- Entmutige dich selbst nicht! Lerne deshalb weniger streng mit dir zu sein. Du bist zu streng mit dir – garantiert! Honoriere deine Bemühungen, bewerte deine Versuche freundlich. Protokolliere jede Form von positiver Veränderung egal, wie klein die ersten Schritte sind.
- Mach dir klar, dass es ein längerer Weg sein wird, bis sich dein Essverhalten normalisiert. Denn du bist keine Maschine, die man zum Funktionieren bringen kann. Für alle Menschen mit Essstörungen geht es um einen Prozess des persönlichen Wachstums.
- Achte weniger auf Kalorien, umso mehr aber auf nährstoffreiche Lebensmittel (hohe Nährstoffdichte). Das verhindert, dass du aufgrund von bestimmten Nährstoffmängeln Essattacken bekommst
- Geniesse Süsses und Ungesundes. Verbiete dir solche Dinge nicht, sondern zelebriere den Moment. Und vergiss nicht darauf zu achten, ob dir diese Lebensmittel wirklich schmecken. Manchmal mögen wir Verbotenes nur, weil es verboten ist. Also: hebe Verbote auf und iss nur die Dinge, die du wirklich magst
Hallo liebe Leserin
dank der Anti-Diät-Bewegung konnte ich schon früh den Kampf mit meinem Gewicht und Essattacken beenden.
Was ich gelernt habe, teilte ich viele Jahre mit meinen Klientinnen. Es zeigte sich, dass auch für sie das Gelernte zu einer tiefgreifenden Verbesserung führt.
Nimm von diesem Blog mit, was dir hilft und wenn du Fragen hast, melde dich per Mail bei mir.