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Alle diese Begriffe – Emotionales Essen, Frustessen und Esssucht – sind keine(!) Diagnosen. Denn dies sind umgangssprachliche Bezeichnungen ohne klar definierte Kriterien. Diese Kriterien wäre für Diagnosen aber notwendig.
Begriffe ohne genaue Definition
In den Diagnostischen Manuals DSM-5 und ICD10 wurde von Fachleuten präzise Krankheitsbilder festgelegte (siehe auch Artikel zum Thema „Diagnosen“). Dabei wurde genau definiert welche Verhaltensweise, wie oft vorkommen muss, damit die Diagnose gestellt werden kann.
Beispiel Diagnose „Bulimie“: Damit ein Arzt eine Bulimie diagnostizieren kann, müssen die Kriterium A, B, C und D des ICD 10 erfüllt sein (siehe unten). Wie du siehst, lässt das Kriterium C offen, welche Massnahme Betroffene ergreifen, um eine Gewichtszunahme zu verhindern. Sicher ist nur: mindestens eines davon muss vorkommen; egal ob das Gewicht mit selbstinduziertem Erbrechen (1) oder mit Hungerkuren (3) gehalten zu versucht wird.
Solche klare Kriterien fehlen, wenn es um Essssucht, Frustessen und emotional eating geht. So kommt es, dass sie unterschiedlich gebraucht werden und in Artikel sogar falsche Angaben gemacht werden. So grasiert etwa die Fehlinformation, Esssucht sei dasselbe wie Binge-Eating, oder Essucht sei dasselbe wie Bulimie.
Dieser Artikel bringt Klarheit in die Begriffe.
Was ist mit „Frustessen“ gemeint?
Wer davon spricht er leide an Frustessen, sagt, dass er aus emotionalen Gründen isst. Welche emotionalen Gründen das sind, wird dabei nicht gesagt. Es kann Trauer, Langweile, Einsamkeit, Müdigkeit und anderes dahinter stehen. Genannt wird aber – Frust.
Manch einer meint damit auch, dass er aus Stress isst oder aufgrund irgendwelcher anderer „negativer“ Gefühle, wie Ärger, Sorgen oder Ängste.
Beobachtet man, wie Menschen mit dem Essen umgehen, erkennt man, dass mit „Frustessen“ auch gemeint ist, dass Betroffene
- ihren Frust oder Ärger mit Essen beruhigen
- sich mit Essen belohnen um sich gute Gefühle verschaffen (man gönnt sich ja sonst nichts).
- Essen statt sich Ruhe und Entspannung zu gönnen.
- Essen als Trost nutzen und mit dem Essen ihren Kummer beruhigen, was danach zu „Kummerspeck“ führt.
- aufgrund von Stress essen. Denn Stress bringt den Hormonhaushalt (Serotonin) durcheinander, was dazu führt, dass die Betroffenen das Essverhalten weniger gut kontrollieren können und vermehrt zu Süssem gegriffen wird.
Der Begriff „Esssucht“ in den 70er-Jahren
Der Begriff „Esssucht“ wurde über Jahrzehnte von Autoren der Anti-Diät-Bücher, wie Susie Orbach, Geneen Rooth und vielen anderen als Sammelbegriff für eine nicht näher bezeichnete Verhaltensstörung des Essverhaltens benutzt. Sie ignorierten, ob das Verhalten einer offiziellen Diagnose entspricht oder nicht. Wichtig war für sie, dass die Betroffenen – wie unter Zwang – essen, obwohl sie keinen Hunger haben.
Essen als Sucht
Da es keinen Sinn macht zu essen, wenn der Körper offensichtlich nichts braucht, bezeichneten sie diese Essgewohnheit als „zwanghaftes Essen“ oder „Essen als Sucht“ und die Betroffenen als „Esssüchtige“ und „zwanghafte Esser“.
Ein Essanfall ist daher ebenfalls anders definiert, als in der heutigen Diagnostik (siehe Diagnose „Binge eating“). Nicht die übergrosse Menge des Essens und der Kontrollverlust, die typische Kriterien für eine Essattacke sind stehen im Vordergrund, sondern das zwanghafte Verhaltensmuster zu essen, obwohl der Körper offensichtlich nichts braucht.
Ein „Essanfall“ kann nach dieser Ansicht schon in einer handvoll Chips bestehen, die gegessen wird, obwohl kein echtes Hungergefühl da ist. Denn nicht die Menge, sondern das Sucht-Muster und die dahinterliegende Problematik sind bei diesen Autorinnen im Fokus.
Das verborgene Muster der Sucht
Parallelen zum Alkoholismus
Bei einem ehemaligen Alkoholiker kann man von einem Rückfall in die Sucht sprechen, wenn er sich im Restaurant, an einer Bar oder einem Kiosk ein alkoholisches Getränk bestellt. Er hat der süchtigen Verhaltensweise, dem Bedürfnis mit Alkohol einen bestimmten emotionalen Zustand zu erreichen, nachgegeben. Es handelt sich um einen Rückfall selbst wenn der oder die Alkoholikerin nur ein geringe Menge Alkohl trinkt und es tatsächlich gelingen sollte danach wieder aufzuhören.
Genau so, wird von den Autorinnen der Anti-Diät-Bücher die Essucht gesehen: als ein Verhaltensmuster, das mit Essen ein problematischer Gefühlszustand zu lösen versucht.
Esssucht heute
Heute wird der Begriff Esssucht oft im Zusammenhang mit Binge-eating benutzt, vermutlich weil beim Herunterschlingen von grossen Essensmengen der Suchtcharakter dieser Essstörung besonders gut sichtbar ist.
Meiner Meinung übersieht man jedoch, dass auch Frauen, die nur ständig ans Essen denken oder ständig Diät halten und sich in ein schönes schlankes Leben träumen, mitten in einem Suchtprozess (rund ums Essen) stecken.
Was meint „Emotionales Essen“?
In den letzten Jahren hat sich der Begriff „emotional eating“, zu deutsch „emotionales Essen“ immer mehr etabliert. Das macht Sinn, weil die Bezeichnung den Fokus auf die Emotionen hinter dem Verhalten legt, sich aber – im Gegensatz zum Begriff „Frustessen“ – nicht darauf festlegt, um welche Emotionen es geht. Denn
- nicht wenige emotionale Esser, essen, wenn sie vor Freude aus dem Häuschen oder vor einem Abenteuer aufgeregt sind.
- viele essen, weil sie in einer emotionalen Klemme stecken, wenn sie keinen Hunger mehr haben, aber sich nicht trauen (Angst), zu angebotenem Essen Nein zu sagen.
- auch Verlustgefühle können dazu führen, dass mehr gegessen wird, als physisch notwendig ist (mehr zu den Hintergründen).
Allerdings: auch wenn manche Autoren den Anschein erwecken, es handelt sich nicht um eine Diagnose. Denn die Fachleute sind mit dem Erforschen noch nicht so weit, dass sie die wirklich wichtigen Faktonren des „emotional eating“ klar definieren können.
Folgen von Esssucht, Frust-essen und emotional eating
Esssucht, emotionales Essen und Frustessen sind keine offiziellen Krankheitsbilder und scheinen daher auf den ersten Blick harmlos(er) zu sein. Tatsächlich aber stecken viele Frauen (und immer mehr Männer) in einem belastenden und unerfreulichen Gedanken-karussell, das sich andauernd um ihr Aussehen, Essen, Nicht-Essen, Überessen, Kochen, Nährstoffe, Kalorien, Massnahmen zum Kalorienverbrauch und Körpergewicht dreht.
Dieser verengte Radius im Leben ist dramatisch. Statt das Leben leben und geniessen zu können, dreht sich alles um das Thema Aussehen und Essen. Dieser Fokus verhindert, dass man sich um ein sinnvolles Leben kümmer kann, Abenteuer und Verbundenheit mit anderen erlebt und sich mit sich selbst wohl fühlen kann.
Für viele westliche Menschen ist dieses Lebensgefühl normal. Das macht es allerdings nicht besser. Kommt hinzu, dass die Symptome ein Hinweis dafür sind, dass sich schleichend eine Essstörung entwickelt.
Esssucht, Emotionales Essen und Frustessen stoppen
Sich bewusst zu werden, was im eigenen (emotionalen) Leben wirklich passiert, ist ein wesentlicher Schritt in ein besseres Lebensgefühl. Doch bis sich Betroffene eingestehen können, dass es ihnen nicht gut (genug) geht, müssen viele Menschen viele Tiefschläge, Enttäuschungen und einen immensen Leidensdruck erleben.
Manche Frauen erkennen, wieviel Lebensqualität und Lebenszeit sie schon verloren haben, wenn sie die Tabelle in der Leseprobe 3, aus meinem WorkBook, ausfüllen (Achtung, nicht nur darüber nachdenken, sondern ausfüllen!)
Leseprobe 3 aus „Ich & mein Essverhalten“:
Tu auch du den ersten Schritt und mache dir klar, dass das ewige Drehen ums Essen nicht nur „ein Problemchen“, sondern ein wahrer Verlust für dein Leben ist.
Mit dem Buch „Ich und mein Essverhalten“ und dem dazugehörigen Kurs „Seelenfutter“ helfe ich dir dein Lebensgefühl zu ändern und einen Lebensstil zu erlernen, der emotionales Essen und Frustessen unnötig macht.
Das bringt doppelter Profit für dich: du lebst glücklicher und gleichzeitig isst du weniger und verlierst ohne Anstrengung das Gewicht, das du dir aus emotionalen Gründen angefuttert hast.
Hallo liebe Leserin
dank der Anti-Diät-Bewegung konnte ich schon früh den Kampf mit meinem Gewicht und Essattacken beenden.
Was ich gelernt habe, teilte ich viele Jahre mit meinen Klientinnen. Es zeigte sich, dass auch für sie das Gelernte zu einer tiefgreifenden Verbesserung führt.
Nimm von diesem Blog mit, was dir hilft und wenn du Fragen hast, melde dich per Mail bei mir.